India selbst zeigt bis heute eine bemerkenswerte Mischung aus Sensibilität, Mut und Lernbereitschaft. Sie ist intelligent, aufmerksam und gleichzeitig zuverlässig, ein Pferd, das seinem Menschen gefallen möchte und schnell versteht, worum es geht. Als Mutter hat sie zudem eine große Ruhe und Fürsorglichkeit bewiesen und liebt ihre Enkel sehr. Enkelsohn Teneree, ebenfalls bereits mit einer Silbermedaille beim Lusitanofestival ausgezeichnet wird eventuell unser zukünftiger Deckhengst, Enkeltochter Umani entwickelt sich ebenfalls hervorragend und bleibt bis auf weiteres bei uns. Tochter Oxeana ist gekört.

     Reiterlich begann India nach zwei Fohlen etwas später mit der Ausbildung, wir haben uns mit dem Anreiten auch viel Zeit gelassen. Sie zeigte sich von Anfang an angenehm zu reiten, mit natürlicher Balance und viel Motivation. Wir haben sie, wie alle unsere Pferde,  bewusst vielseitig gefördert: Dressurarbeit, Springgymnastik, Gelände, Freispringen, Longenarbeit, Spaziergänge, Bodenarbeit und Working-Equitation-Übungen gehören seit jeher zu ihrem Programm. Diese breite Ausbildung hat sie zu einem sicheren, verlässlichen und gutem Sportpferd gemacht.

     2019 waren ihre ersten vielversprechenden Starts in Dressurpferde A Prüfungen und es wurden auch schon einige Worker Kurse auswärts besucht, ein Jahr später dann Starts schon in den Dressurpferde L Prüfungen. Der eigentliche sportliche Weg startete 2021 mit sehr erfolgreichen Online-Prüfungen (wegen Corona) in der Working Equitation A und dem ersten Präsenzturnier (als kurzfristiger Nachrücker) in der Worker L auf der legendären Wintermühlen-Trophy, gleich mit schwersten Trail-Hindernissen, das sie trotz der hohen Anforderungen soweit souverän meisterte. In Linz ist sie bei ihrem ersten Auslandsturnier, nochmal in der Worker A, in allen Teilprüfungen als Sieger vom Platz gegangen, es war großartig!

    In den folgenden Jahren festigte sie sich in der Klasse L, sammelte zahlreiche Platzierungen in Deutschland und Österreich und zeigte immer wieder ihr Talent. Allerdings waren es oft eher die "normalen" Sachen, zB ein ganz leeres Dressurviereck, normale aber für sie obskure Dinge außerhalb des Trails, oder vorallem, dass andere Pferde von uns in den Turnier-Stallzelten blieben und sie alleine rausgehen musste, die immer mal wieder zu eher angespannten Ritten führten.

Auch 2023 waren wir nochmal in der Worker-L unterwegs und haben sogar einmal den Harmonie- und Fairness-Preis verliehen bekommen. Die Piaffe wurde gut erarbeitet. Zur Übung waren wir auch in normalen L-Dressuren unterwegs, der Außengalopp sitzt nun wirklich aber die fliegenden Wechsel  brauchen leider sehr lang…. Und obwohl sie in fremden Hallen oft sensibel reagiert, gewinnt sie von Jahr zu Jahr ein bißchen mehr an Gelassenheit und Vertrauen. Dieser Zuwachs an innerer Ruhe bedeutet mir fast mehr als jede Platzierung.

     2024 gelang dann endlich der Sprung in die Worker-M, auch wenn die hier nun obligatorischen Fliegenden Wechsel durchaus noch verbesserungswürdig waren. Auch die sehr anspruchsvolle Wintermühlem-Trophy und die ebenfalls sehr schweren Prüfungen in Österreich sind wir soweit erfolgreich mitgegangen.  2025 war das bisher intensivste Prüfungsjahr, durch Platzierungen in FN- Dressurprüfungen dürfen wir nun auch hier in der M starten und wir hatten gute Ergebnisse in den vielen Worker-M Prüfungen. Aber DER Meilenstein für uns war die erste erfolgreiche Worker-S -Prüfung! Die Wechsel, nun ja auch noch einhändig zu reiten, sind nach wie vor unser Knackpunkt, aber auch die werden langsam besser. Zu Hause funktionieren Zweier-Wechsel und sogar die ersten Einer-Wechsel schon richtig gut, in den Prüfungen leider nicht so gut. Auch die einhändige Feinabstimmung, vor allem beim Speed, fehlt noch zu großen Teilen. Somit freuen wir uns auf eine wohlverdiente Winterpause und auf ein Frühjahr `26 mit vielen Aufgaben zum Üben.

Neben ihren sportlichen Erfolgen bleibt India im Alltag ein Pferd mit großer Ausstrahlung und viel Herz. Sie ist zuverlässig im Gelände, immer bemüht, aufmerksam und gleichzeitig sanft, besonders im Umgang mit ihren Enkelfohlen, um die sie sich beinahe wie eine Mutter kümmert. Auf jedem Turnier hat sie Fans, die ihre Erscheinung bewundern und von denen sie viele Komplimente erhält, doch für mich ist sie vor allem eine Partnerin, die mich durch ihre Bereitschaft, ihre Klugheit und ihre Ausstrahlung täglich neu begeistert. India vereint die Stärken des Lusitanos in seltener Harmonie: Ausdruck, Schönheit, Rittigkeit, Charakter und sportliche Vielseitigkeit. Als Zuchtstute vererbt sie Typ und Qualität, als Reitpferd entwickelt sie sich kontinuierlich weiter bis in die anspruchsvolle Klassen. Ihr Weg zeigt, wie Sensibilität und Stärke einander ergänzen können – und genau das macht sie für mich zu einem außergewöhnlichen Pferd, das in Zucht und Sport gleichermaßen Maßstäbe setzt.

Ich bedanke mich hier nochmal sehr herzlich bei den vielen Trainern, die unseren Weg begleitet und ihr großes Wissen weitergeben haben: Tiago Alves, Katja Lauer, Eduardo Almeida, Mitja Hinzpeter, Victor M. Richarte, Petra Kaltenböck, Nuno Avelar, Mirjam Wittmann, Manolo Oliva, Alexandra Sessler, Dirk Meylemans, Felix Jemc, Anna Baumgartner und Cornelia Krinner.